Landwirte auf der ganzen Welt stehen zunehmend unter Druck, ihre Methoden anzupassen, da das Klima immer unberechenbarer wird. Für Cannabiszüchter ist es wichtig zu wissen, wie sie mit Umweltstress, insbesondere kalten Temperaturen, umgehen müssen. Cannabis ist eine Pflanze, die von vielen geschätzt wird, aber bei Stress auch sehr empfindlich reagiert. Das stellt sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance für Züchter dar. Eine kürzlich veröffentlichte bahnbrechende Studie der School of Integrative Plant Science der Cornell University liefert wichtige Erkenntnisse, wie man Cannabispflanzen bei Kältestress pflegt. Diese Informationen sind entscheidend, um Pflanzen gesund zu erhalten und hochwertige Cannabinoide sicherzustellen.
Warum Kältestress beim Cannabisanbau wichtig ist
Cannabis wird weltweit immer beliebter, nicht zuletzt aufgrund des wachsenden Marktes für Cannabidiol (CBD). Der CBD-Markt allein soll bis 2025 einen Wert von über 6,3 Milliarden US-Dollar erreichen. Obwohl die Cannabisindustrie rasch wächst, bleibt Cannabis besonders anfällig für Umweltstress, insbesondere für Frost, der Ernten vernichten und die Cannabinoidprofile erheblich verändern kann.
Kältestress erforscht: Erkenntnisse aus der Cornell-Studie
Forscher von Cornell wollten herausfinden, wie verschiedene Cannabissorten auf Kälte reagieren, in ihrer in Horticulturae veröffentlichten Studie (Galic et al., 2022). Sie untersuchten insbesondere zwei bekannte Sorten: „FINOLA“, eine THC-arme Hanfsorte, und „AutoCBD“, eine CBD-reiche Sorte. Das Forscherteam untersuchte Faktoren wie das Pflanzenalter, die Fähigkeit zur Kälteakklimatisierung (kurze Exposition gegenüber leichter Kälte) und unterschiedliche Intensitäten der Kälte.
Überraschende Erkenntnisse zu Kältestress und Pflanzengesundheit
- Kälteakklimatisierung: Weniger hilfreich als gedacht
Interessanterweise machte die gängige Praxis der Akklimatisierung an milde Kälte die Pflanzen nicht widerstandsfähiger, wie ursprünglich angenommen. Stattdessen erhöhte diese Akklimatisierung den Stress der Pflanzen, weshalb Züchter diese verbreitete Methode überdenken sollten. - Das Alter der Pflanze ist entscheidend
Oft wird angenommen, dass ältere Pflanzen robuster sind, doch die Studie zeigte, dass ältere Cannabispflanzen anfälliger für Kälteschäden sind. Besondere Vorsicht ist daher mit zunehmendem Pflanzenalter erforderlich, insbesondere bei stressbedingten Schäden durch Schädlinge oder Umwelteinflüsse. - Die kritische Temperaturschwelle
Tests zeigten, dass Cannabispflanzen leichte Frosttemperaturen ([-2:celsius] bis [-4:celsius]) ohne größeren Schaden überstehen können. Bei Temperaturen von etwa -8°C jedoch erlitten die Pflanzen erhebliche Schäden. Dies bietet Züchtern klare Richtlinien: Bei milden Kälteperioden sind extreme Schutzmaßnahmen nicht immer notwendig.
Was Züchter über Cannabinoide wissen sollten
Kältestress beeinträchtigt nicht nur die allgemeine Gesundheit der Pflanzen, sondern beeinflusst auch erheblich die Produktion von Cannabinoiden, insbesondere von CBD und THC. Die Forscher beobachteten:
Niedrigere Cannabinoidwerte nach Kälteakklimatisierung
Pflanzen, die längerer milder Kälte ausgesetzt waren, zeigten deutlich reduzierte Mengen von sowohl CBD als auch THC, wobei THC stärker abnahm. Für Züchter verändert dies das CBD:THC-Verhältnis, was sich auf Produktqualität und Marktwert auswirkt.Regulatorische Überlegungen
Interessanterweise könnte diese durch Kälte bedingte Cannabinoidreduktion Züchtern helfen, strenge THC-Regulierungen einzuhalten, da die Werte unter der kritischen Grenze von 0,3 % bleiben.
Praktische Strategien für Cannabisanbauer
Diese Studie liefert Züchtern sofort anwendbare Informationen, um sowohl Erträge als auch Cannabinoidqualität zu schützen. Hier einige Empfehlungen:
Überdenken der Kälteakklimatisierung: Vermeiden Sie längere Exposition gegenüber milder Kälte, wenn Ihre Priorität bei der Cannabinoid-Ausbeute liegt.
Schutz jüngerer Pflanzen, Überwachung älterer Pflanzen: Jüngere Pflanzen vertragen Kälte besser, jedoch sollten reife Pflanzen stets sorgfältig überwacht werden. Stressfaktoren in allen Wachstumsphasen zu beobachten, ist essenziell.
Ressourcen gezielt einsetzen: Verstehen Sie, dass milde Kälteereignisse ([-2:celsius] bis [-4:celsius]) normalerweise keine größeren Interventionen erfordern, sodass Sie Ressourcen für wirklich extreme Bedingungen aufsparen können.
Die Zukunft der Kältestressforschung: Was kommt als Nächstes?
Diese Studie ist ein bedeutender Schritt, um zu verstehen, wie Cannabis auf Umweltstress reagiert. Die Forscher betonen jedoch die Notwendigkeit weiterer Feldforschung, insbesondere zu multiplen Stressfaktoren gleichzeitig, um die Anbaumethoden noch weiter zu verbessern.
Was Sie heute als Züchter tun können
- Überprüfen Sie Ihre aktuellen Kältestressstrategien und denken Sie über längere Akklimatisierungsphasen nach.
- Treffen Sie Schutzmaßnahmen für jüngere Pflanzen und überwachen Sie ältere Pflanzen auf Stressanzeichen.
- Bereiten Sie sich auf milde Kälteperioden vor und bewahren Sie intensive Schutzmaßnahmen für extreme Wettersituationen auf.
Während die Cannabisindustrie wächst, hilft das Verfolgen aktueller Forschung, wie dieser Studie von Cornell, Züchtern dabei, Klimaherausforderungen zu meistern und ihre Ernten gesund und marktfähig zu halten.